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Kriminalisierte Obdachlosigkeit

Seit dem 1. Dezember 2011 ist in Ungarn ein Gesetz in Kraft, durch welches Obdachlosigkeit zum kriminellen Tatbestand wird. »Beten & Zwangsarbeit« oder Gefängnis, dazwischen Hare Hare Krishna, und das Risiko, auf offener Straße zu erfrieren. Eine Demokratie in Europa im Jahr 2012.

Im Winter 2010, begann Budapests neuer Oberbürgermeister István Tarlós, neue Maßnahmen zur »Integration der aus dem sozialen Netz Gefallenen« durchzusetzen [Quelle]. Dies bedeutete die Vertreibung der Obdachlosen von den Straßen, und vor allem aus den Fußgänger­passagen, in welchen diese übernachteten. Es ging auf Weihnachten zu, man wollte diese »Bereiche säubern […], um die Sicherheit zu erhöhen« [Quelle].

Tatsache ist, dass auch in Ungarn jeden Winter viele Obdachlose beim Übernachten auf der Straße den Kältetod sterben. Im Winter 2010 ⁄ 2011 sollen allein in Budapest 84 Menschen auf der Straße erfroren sein [Quelle]. Die Betreuung Obdachloser wird durch die Kirche und private Organisationen übernommen.

Mitglieder der Hare-Krishna-Bewegung bei der kostenfreien Essensausgabe in Budapest [Bildquelle]

Dass die Selbstermächtigung bei der Hilfe dort, wo die Stadtregierung sie nicht bietet, von deren Seite auf wenig Gegenliebe stößt, beschreibt dieser Artikel aus dem Sommer 2011. Nach Jahren der unentgeltlichen Essensausgabe durch die Mitglieder der Hare-Krishna-Bewegung mussten diese den Ausgabeort wechseln. Die zuvor genutzte Fläche in einen Park umgewidmet wird.

Direkte Demokratie zur Kriminalisierung der Obdachlosigkeit


Dr. Kocsis Máté
Bezirksbürgermeister
Ende September 2011 rief Ungarns Regierungspartei Fidesz-MPSZ [Wikipedia] über deren Bezirksbürgermeister für Budapests VIII. Bezirk, Dr. Kocsis Máté zu einem Volksbefragung zur Kriminalisierung Obdachloser auf. Und scheiterte an einer Wahlbeteiligung von 16%. »Wühlen in Mülltonnen« und »Wohnen auf öffentlichem Gelände« sollte unter deftige Geldstrafe gestellt werden [Text des Volksbegehrens]. Die Abstimmung und deren Durchsetzung hätte sich [zunächst nur] auf Budapests VIII. Bezirk beschränkt; eine Beispielwirkung auf andere Bezirke wäre wohl nicht unwahrscheinlich gewesen. Aufrufe an die Bevölkerung, für die Durchsetzung zu stimmen, wurden wie hier formuliert:

Die Josefstadt gehört den Josefstädtern. Uns allen, die wir täglich etwas für den Bezirk tun, und die wir täglich aufs Neue feststellen müssen, dass das, was wir bis zum Abend aufbauen, bis zum Morgen wieder von ihnen zerstört wird. […] Unterstützen Sie uns dabei, die unsäglichen Zustände zu beenden, unseren öffentlichen Raum zu bewahren und den Josefstädtern zurückzugeben!

… dass wir Ordnungsbeamte, Bezirkswächter, Polizisten und Reinigungspersonal nicht in ausreichender Anzahl abbestellen können, um die in den Bezirk strömende Obdachlosengesellschaft in Schach zu halten. Es kann nicht erwartet werden, dass das Obdachlosenproblem des Landes zum Großteil von der Josefstadt gelöst wird.

[Quelle obiger Zitate]

Wenn nacktes Überleben strafbar wird, ist der Weg ins Gefängnis ein kurzer. Die Abstimmung und deren Auswirkungen hätten sich zunächst nur auf Budapests VIII. Bezirk beschränkt, eine Beispielwirkung wäre jedoch bei »erfolgreicher« Exekutierung wohl zu erwarten gewesen.

Als Trostpreis für die misslungene Volksbefragung wurde Kocsis parteiintern zum »Parteikommissar für Obdachlosenfragen« befördert. Was bei der die Mehrheit im Parlament stellenden Partei kein kleiner Posten sein dürfte [Artikel].

Zwangsbeglückung oder Kältetod

Am 1. Dezember 2011 trat ein neues Gesetz in Kraft, durch welches den auf der Straße Lebenden beizukommen versucht wird: die Stadtregierung bietet den Obdachlosen Unterkünfte an. ABER: wer öffentliche Plätze »sachfremd nutzt«, riskiert Geldstrafen bis zu € 500 oder mehrere Tage Haft. Die Weigerung, die angebotene Unterkunft nicht in Anspruch zu nehmen, macht sich ebenfalls eben dieser Delikte strafbar. Obdachlosigkeit kann strafbar sein.

»Jeden Winter erfrieren immer wieder und immer mehr Wohnungslose in den Innenhöfen der Häuser oder auf Parkbänken. Und die Bürger haben Angst, mit ihren Kindern durch Budapests Straßen spazieren zu gehen. Das kann kein Zustand sein.«
Dr. Kocsis Máté, Parteikommissar für Obdachlosenfragen [Quelle].

Damit man etwa nicht in die Verlegenheit kommt, den Kindern erklären zu müssen, warum ein Toter neben dem Spielplatz liegt. Im Jahr 2011 ⁄ 12. In Europa. Wir sind echt ziemlich am Ende, Leute.

ora et labora – beten und arbeiten

Mit dem neuen Gesetz soll[te] für die Wohnungslosen Unterkünfte bereit gestellt werden, und im Dezember 2011 war es dann so weit: der neu gekürte »Parteikommissar für Obdachlosenfragen«, Dr. Kocsis, eröffnete das erste »Haus der Seele« eröffnet. Für »zunächst 14 Obdachlosen [sollte hier] redliche Arbeit und geistlicher Trost geboten [werden]«. In der Realität ist es ein von christlichen Hilfswerken betriebenes, polizeilich bewachtes Heim, in welchem auf Arbeits- und Gebetspflicht bestanden wird [Quelle].

Das Konzept »Beten und Arbeiten« ist nicht neu, wurden doch vor Jahrhunderten die Klöster so betrieben, um Land urbar zu machen; wobei nur die wenigsten Mönche freiwillig bei der Sache waren. Die Sache mit der Zwangsarbeit zur Arbeitsbeschaffung wurde unter den Nazis auch ganz erfolgreich durchgezogen. Und die Sache mit der Zwangsarbeit passt in ein Schema, welches die Regierung Orban, der auch der Parteikommissar für Obdachlosenfragen angehört, zielstrebig verfolgt: Artikel hierzu im Pusztaranger Blog, einer auf taz.de, einer auf Pester Lloyd, einer auf …

gefunden über:INSP – New Hungarian homeless law could mean the end for Flaszter

 


 

Brautschau im Elend

Gefunden über: Syrian women are Refugees and Not your Captives

Aus der Not Anderer Kapital zu schlagen erfordert neben logischem Denken, welches durch keine Emotionen getrübt wird, auch die Bereitschaft, das Gegenüber als Ware, als Ressource sehen zu können. Jede individuelle Eigenschaft abziehen, damit als austauschbares, reproduzierbares Stück Konsumgut zum Verbrauch verwertet werden kann. Weniger als Dreck.

Der Fantasie sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt, und auch die Not anderer kann erfinderisch machen: wie etwa die Idee, sich in Auffanglagern hinter dem Kriegsgebiet junge Mädchen zu suchen, und den Eltern Geld für eine Heirat zu bieten. Die Idee dürfte nicht neu sein. Nur überraschend.

Derzeit mehren sich Berichte aus Flüchtlingslagern um Syrien. Reiche Säcke kaufen sich Bräute, welche in Flüchtlingslagern weniger Argumentation und vor allem Gegenleistung erfordern dürften als in stabileren Bereichen der Zivilisation. Die Aussicht, eventuell doch in ein besseres Leben als zwischen Leinwand und ungewissem Ende des nächsten Tages weiter leben zu können könnte sein übriges Tun, um sich zu etwas hinreißen zu lassen.

Wenn »die Ehre besudelt« ist, wenn durch Vergewaltigung zum physischen und psychischen Trauma auch noch eine Umwelt ertragen muss, welche damit ebenfalls nicht umgehen kann, diese Last aber dem Opfer noch zusätzlich aufbürdet – so kann dies ebenfalls ein leicht zugängliches Opfer für so einen Heiratsdeal sein.

Ihr widert mich an. Keine Ideologie, keine Religion, keine Wissenschaft kann rechtfertigen, was wir uns gegenseitig antun. Belegen, erklären. Aber nicht rechtfertigen.

Keine Ahnung, ob dies nur Gerüchte sind, oder jemand durch diese Gerüchte auf die Idee gebracht wird. Irgendeine_r wird irgendwo »es« zum ersten Mal gemacht haben, es wird sich wiederholt haben, bis es traurige Wahrheit und dann irgendwann, wenn auch nur in sehr kleinem Maß aber doch, Teil des Alltags wird.

Leute, ihr macht mich krank. Dass zwischen den hohen Idealen und sich mit Zähnen, Fingernägeln, Händen und Füßen und dann vielleicht Stock oder Stein sich gegenseitig zerfetzenden Viechern nur eine eben mal nennenswerte Firnis namens Zivilisation liegt ist mir klar. Nur dass Tiere durch Beißhemmung und Tötungshemmung vor dem letzten Schritt eher zurück schrecken – sich die Überwindung und immer wieder aufs neue Überwindung desselben einen nur schwer überwindbaren Machtfaktor darstellt. Wer zuerst zuschlägt, bleibt länger am Trog.

Diese Welt hat uns nicht verdient; und wir haben einander nicht verdient. Auf dem Weg zu einem idealisierten Zustand werden wir an unserer eigenen Scheiße ersticken. Es widert mich an, dass ich und jede_r andere potentiell zu so etwas ist, und nichts außer uns selbst und die Angst vor Konsequenzen zurückhält. Dass wir uns allein überlassen sind, und uns noch immer auf einen Gott, eine Brauch, eine Idee, eine Erklärung ausreden. Mir ekelt vor euch, und vor dem was wir sein können.

Schweizer Uhren von Apple?

Zwischen Apple und Samsung, Motorola, HTC, Google, etc. wird seit Jahren prozessiert, ob, und wenn ja wer wem welche Idee[n] und Design[s] kopiert haben soll. Jetzt könnte auch die Schweizer Bundesbahn in einen solchen Prozess verwickelt werden.


Apple’s iO6 Uhr [2012], rechts die Schweizer Vorlage [1944] [Bildquelle]

Das Design der »Schweizer Bahnhofsuhr«, welches unverändert bis heute verwendet wird, wurde von Hans Hilfiker [Wikipedia] entwickelt; die Uhren mit dem Design selbst hängen auf jedem Schweizer Bahnhof.

Das Design der »Schweizer Bahnhofsuhr«, welches unverändert bis heute verwendet wird, wurde von Hans Hilfiker [Wikipedia] entwickelt. Die Uhren mit dem Design selbst hängen auf jedem Schweizer Bahnhof.

Aufgetaucht ist das Design bei Apples jetzt in deren iOS 6, dem Betriebssystem für moblie Geräte wie dem iPad – womit diesen nun [anscheinend] erstmals auch über einen Wecker verfügt.

Das Patent auf das Design liegt derzeit bei der Mondaine Group [Website], welche derzeit rechtliche Schritte erwägt [Artikel]. Vonseiten Apple Schweiz werden Anfragen auf Ausknüfte diesbezüglich auf die US Zentrale verwiesen [Quelle].

Gefunden über: golem.de – Apple soll Bahnhofsuhr kopiert haben

 


 

Nachtrag vom 11. November 2012

Diesem Artikel zufolge wurde man sich einig, dass Apple für rund € 16,6 Millionen das Design verwenden darf. Ganz ohne Richter, unter Gentlemen. "Nebenbeträge fällt [Quelle] eben.

 


 

Hubschrauber in Handarbeit

Wenn jemand trotz Einschränkungen durch Polio, und Armut mehr als fünfzig Jahre an seinem eigenem Hubschrauber baut. Eine Dokumentation.

»Das Problem liegt darin, dass alles unfassbar ist, und die Leute dies nicht annehmen.«

»The problem is, that everything is incredible, and people don’t accept it.«

zitiert aus dem Trailer zu »Everything is incredible«

»Everything is Incredible« ist das filmische Porträt über einen Mann in Honduras, welcher trotz körperlicher Einschränkungen durch Kinderlähmung, ohne Ausbildung als Mechaniker oder Vergleichbarem, mehr als 50 Jahre seines Lebens dem Bau seines eigenen Hubschraubers aus Altmetall, Schrott und andere Überbleibseln widmete.



ein Kette aus handgemachten Gliedern [Bildquelle]

Um Kohle für die Dokumentation zu organisieren, wurde das Rise Institute [Website] gegründet, eine gemeinnützige, nicht auf Gewinn ausgerichtete Organisation. Ziel ist, Agustins Werk zu bewahren, und seine Lebensumstände zu verbessern.



Der Erfinder an seinem Hubschrauber [Bildquelle]

Derzeit besteht die Möglichkeit, sich an der Fertigstellung des Projekts zu beteiligen: über Indiegogo [Website des Filmprojekts], eine Plattform für die Finanzierung unabhängiger Filmemacher_innen.

 


Agusto [Bildquelle]

Cargo-Cult

Grob vereinfacht beschreibt Cargo-Cult Gegenstände und Riten, die Nachbildungen von etwas sind, das »herauf­beschwört« soll; das sich materialisieren soll. Die Nachbildung eines Helikopters etwa, die Perfektionierung aller dessen Bestand­teile, ist wahrscheinlich das einem echten Hubschrauber am Nächsten kommende, dass der im Film Porträtierte erreichen wird. Zumindest so meine Interpretation… oder mein Weg, mit dem Gesehenen fertig zu werden.

Der Begriff Cargo-Cult ist in der Kultur- und Sozialwissenschaft populär; stammt jedoch vom Physiker Richard Fenyman, aus dem Jahr 1974. Dieser beschreibt in Cargo Cult Science [in etwa], wie alles wissen­schaftliche Herangehen an Bestehendes, wie etwa Naturgesetze, ein sich Annähern und Herantasten durch Nachbilden ist.

Feynmans voller [englische] Text:

[Cargo-Kult Wissenschaft[en] – einige Anmerkungen zu[r] Wissenschaft[en], Pseudowissenschaft[en], und zu lernen, sich nicht selbst zum Narren zu halten]. Der Titel erübrigt weitere Erklärungen.

 

gefunden über: laughingsquid.com – Everything is Incredible, Film About a Disabled Honduran Man Who Has Been Building A Homemade Helicopter for 50 Years

 


 

Raspberry Pi mit Turbo

Die unter Hardwarenerds beliebte Sportart Übertakten hat das Raspberry Pi erreicht. Was zuvor nur unter Garantieverlust möglich war, ist nun über die Entwickler selbst ermöglicht worden: Übertakten ohne Garantieverlust! Wer will soll auch können dürfen.

Voraussetzung ist der Betrieb unter Raspbian, einer maßgeschneiderten Debian-Distribution [Raspbian Handbuch]. Für dieses gibt es ein Update [Kommandozeile sudo apt-get update && sudo apt-get upgrade ], womit fünf verschiedene Betriebsgeschwindigkeiten möglich sind. Die Obergrenze liegt bei immerhin einem Gigahertz gegenüber den ursprünglichen 700 Megahertz.

Das Übertakten selbst wird dynamisch abgewickelt; nur wenn Bedarf besteht wird auf die jeweils gesetzte Obergrenze hochgeschalten. Danach wird wieder die benötigte Frequenz gefahren.

SmartSim

Ebenfalls im Update enthalten ist SmartSim [Artikel], eine Open-Source Software zur Planung und Simulation von Schaltungen [Website].




SmartSim im Betrieb über ein Raspberry Pi [Bildquelle & Website]

 

gefunden über: The H – The Raspberry Pi gets a turbo mode

 


 

Prügel vom lieben Gott, Strafen für Journalisten

Um die volle Leistungsfähigkeit eines Bischoffs und eines General­vikars garantieren zu können fliegt man auch schon mal 1st Class zur Besichtigung sozialer Einrichtungen. Fürs allzu genaue Nach­fragen gibts ein einstweilige Verfügung und Geldstrafe. Obwohl dem Reise­begleiter auch noch Fragen gestellt werden könnten.


Prof. Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst, Bischof von Limburg [Bildquelle]

Maria Katharina Kasper, Gründerin der »Kongregation der Armen Dienst­mägde Jesu Christi«, wurde 1978 seliggesprochen, womit der erste Schritt zur Heiligsprechung erreicht wird.

»Wichtigste Voraussetzung für eine Heiligsprechung ist ein auf Fürbitte der seligen Mutter Katharina Kasper gewirktes Wunder, welches von medi­zin­ischen Fach­leuten geprüft werden muss und von diesen für unerklärlich be­funden wird […]. Da ein solches Wunder bislang nicht bekannt ist, gilt es jetzt um ein Wunder zu beten
[Aus einem Interview mit dem Limburger Bischof]

Die von Schwester Kasper gegründete Gemeinschaft unterhält in der ganzen Welt Ableger; so auch in Indien. Dort wollte man Kindern helfen, »die in Stein­brüchen tätig sind« [Quelle].

»…ich [habe] soziale Projekte besucht, mir ging es doch darum, etwas gegen die Not und das Elend der Menschen zu machen, etwas für die ärmsten der Armen«
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu seiner Reise [Quelle].

Eine genaue Darstellung des Aufenthalts samt Zeitplan findet sich in dieser Meldung des Bistums Limburg.

Wie Auslandsreisen bei Politkern werden diese auch bei Kirchenmännern in den entsprechenden Medien abgehandelt. In diesem Fall lief dies etwas stiller ab. Was dann den medialen Rummel, einige Anwaltsschreiben und eine saftige Abmahnung hervorrief: zwei Flugtickets in der First Class für einen Besuch karitativer Einrichtungen.

Erratum: »… man flog [nicht] Fist Class «

»Der Spiegel« fragte an, wie denn so gewesen sein soll: mit der ersten Klasse zu fliegen, um Die Armen Dienstmägde Jesu Christi und deren Sozialprojekte zu besuchen. Schließlich ging es um eine Heiligsprechung.

»Nein, wir sind nicht erster Klasse geflogen, sondern Business-Klasse!«
[Bischof Tebartz-van Elst ]

Dies wurde über die Pressestelle nochmals nachgefragt. Als Antwort kam eine zehnseitige Antwort über eine Anwaltskanzlei: die Aussage, » Herr Bischof Dr. Tebartz-van Elst ist erste Klasse mit dem Flugzeug nach Indien geflogen«, dürfe so nicht in der öffentlichkeit verbreitet werden. Der Mandant sei Economy Class geflogen. Als Abmahnung seien € 1.890,91 zu bezahlen [Quelle].

Das Wunder ist da

Am Tag darauf wurde über die Anwaltskanzlei verkündet: man sei doch erste Klasse geflogen – der mitreisende Generalvikar Franz Josef Kaspar habe aus privater Tasche durch gesammelte Bonus­meilen das Upgrade von Economy auf First Class durch Bonusmeilen ermöglicht.

»Das privat bezahlte Upgrade auf die höchste Beförderungsklasse diente demnach aus­schließlich dem Erhalt der Leistungsfähigkeit beider Reisender«
[Quelle]

Um die volle Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten, wurde auch für den Rück­flug First Class genommen – was wiederum Generalvikar Kasper ermöglichte [Quelle].


[Generalvikar Kaspar, Vielflieger  ⁄  Bildquelle]

Das Wunder ist weg

Ein Schelm, wer dabei böses denkt. Der Bischof hatte kein falsches Zeugnis abgelegt, auch nicht gegen seinen Nächsten. Und damit das allgemein klar ist, wurde mit 17. September wurde dann eine einstweilige Verfügung gegen »Der Spiegel« erlassen: dem Magazin wird untersagt, zu behaupten, der Bischof von Limburg habe im Zusammenhang mit seinem Flug zu sozialen Projekten nach Indien nicht die Wahrheit gesagt. Dieser Eindruck wurde durch die Berichterstattung erweckt, und das sei zu unterlassen [Aussendung des Bistums].

Generell sei dem Magazin bekannt gewesen, dass es durch seine Berichterstattung gegen das achte Verbot verstoße [Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten]. Sünde Sünde Sünde! Gottlob half ein weltliches Gericht in Hamburg gegen die Schmähung der Medien [Meldung des Bistums].

Hl. Barbara und der Streisand-Effekt


[Generalvikar Kasper [rechts], Bischof Tebartz-van Elst [Mitte]  ⁄  Bildquelle]

Die heilige Barbara ist Schutzpatronin der Meinungsfreiheit. Ihre Namensverwandte Barbara Streisand dagegen machte sich anheischig, die Pressefreiheit zurechtzuweisen: der Schuss ging nach hinten los [Streisand-Effekt“]. Bei der Recherche zu diesem Artikel fand ich folgendes über den Mitreisenden:

Prügel vom lieben Gott und ein Prozess wegen üble Nachrede

Der jetzige Generalvikar Kasper war zuvor Stiftungsdirektor des Sonder­pädagogischen Anstalt St. Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen, Deutsch­land. Unter dessen Vorgänger Rudolf Müller kam es zu sexuellen übergriffen, teilweise zu Vergewaltigungen während der Beichtsituation. Es kursierte eine Unterschriftenliste gegen den Leiter, dieser beging 1970 Selbstmord.

1981 wurde gegen Alexander Markus Homes, einen ehemaligen Heim­bewohner wegen Verleumdung und übler Nachrede juristisch vor­gegangen. Dieser hatte in seinem Buch »Prügel vom lieben Gott« von sexuellen übergriffen, Vertuschung und Brutalität gegenüber den Heimkindern durch das Personal berichtet. Auf Basis des Buches entstand die ZDF Fernseh-Dokumentation »Betroffen: Die verlorene Kindheit des Alexander H.«. Deren Ausstrahlung wurde ebenfalls angefochten, schließlich lief die Dokumentation doch noch [Quelle].

»Das ist nicht die Schwester, die das macht, oder der Pfarrer, der das macht, sondern, das ist der liebe Gott, der euch immer beobachtet. Und der dann diese Bestrafung verlangt. Wir sind nur die, die sie durchführen«
[Quelle]

Der Prozess gegen das Buch endete mit einem Vergleich, im welchem sich der Autor dazu verpflichten musste, das Buch »nicht [als] Dokumentation, sondern literarisch verarbeitet und verfremdet« herauszubringen. Zwar bestätigten Zeugen die Aussagen des Autors, wegen Verjährung konnten die Erzieher jedoch nicht weiter belangt werden [Quelle]. Ein längeres Interview mit dem Autor findet sich über diesen Link, ein Artikel des Spiegels aus dem Jahr 1981 findet sich über diese Link

Auf der Seite der Heimbetreiber, der Kirche, sowie dem Stiftungsdirektor und jetzigem Generalvikar und Vielflieger Franz Josef Kaspar sah man die Sache nicht so, ganz im Gegenteil: da bis zum Ende seiner Dienstzeit [2006] keine entsprechenden Vorwürfe laut geworden seien, können die Anschuldigungen nicht stimmen [Meldung des Bistums].

2006 wurde durch dann auf dem Gelände der sonderpädagogischen Anstalt in Würdigung um die Verdienste seines Vorgängers das Rudolf-Müller Haus eröffnet.

Diesem Artikel zufolge liegen seit 2010 interne Ermittlungsberichte vor, wonach es » keine Zweifel an den Missbrauchshandlungen durch Müller« [Quelle] gebe.

»[…] wurden an betroffene ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner des St. Vincenzstiftes Aulhausen materielle Leistungen „in Anerkennung ihres Leids“ ausgezahlt. […] es wird damit jedoch nicht ein „Schweigegeld“ gezahlt«
[Aussendung des Bistums Limburg]

Die Sache mit dem Schweigegeld, das keines ist oder doch oder wie wurde in einem anderen Bistum in diesem Artikel bereits ausführlich behandelt.

 


 

Patentierte Schweigepflicht

Fernzugriff auf mobile Kommunikationsmittel durch Trojaner etc. ist bekannt. Apple Inc. ließ sich diesen Zugriff von außen ohne Möglichkeit der Einflussnahme durch den Besitzer jetzt [28. August 2012] patentieren. Kein Scheiß.

Vorweg: Um technischen Jargon so weit als möglich zu umgehen, nimmt sich die Übersetzung einige Freiheiten. Der jeweils übertragenen Textstelle folgt stets das Original.
Übersetzung und Hervorhebungen durch den Autor dieses Blogeintrages – und ich kann und will mich nicht für die Richtigkeit der übersetzten Inhalte in der wieder­ge­gebenen Form verbürgen! Vorlage ist das U.S. Patent No. 8,254,902 vom 28. August 2012.

  • mobile device – tragbare elektronische Kommunikations­mittel:
    Mobil­telefone, Smartphones, Computer; was auch immer Strom zur Verwendung benötigt. Da auch Zeichen­sprache ein Kommunikations­mittel ist diese Abgrenzung
  • policy – Funktionsumfang Handlungsweise, Regel(werk): vergleichbar mit »Nutzer­profilen«: individuelle Zusammen­stellung von Signaltönen, Lautstärke, Intensität der Hintergrund­beleuchtung, Alarmsignale, etc. mit denen ein gewisses Verhalten be­stimmt wird. Dieses Verhalten kann als Sammlung von Regeln gesehen werden.

Deins ist nicht Deins

Ende August 2012 wurde Apple® Inc. unter U.S. Patent No. 8,254,902 ein Patent auf Folgende erteilt:

Technische Vorrichtungen und Methoden zur Durchsetzung von Verhaltensweisen auf einem kabellosen Kommunikationsmittel

Apparatus and methods for enforcement of policies upon a wireless device

Das Original ist immer unter dem jeweiligen Zitat. Alle Zitate stammen aus dem ursprünglichen englischen Text des Patents, welcher über diesen Link abgerufen werden kann.

Fernzugriff durch wen? auf das Telefon

In der Einleitung des Patents wird der grundlegende Inhalt und Umfang des zu patentierenden dargelegt:

[…] Vorrichtungen und Methoden zur Abänderung […] funktionaler oder betrieblicher Aspekte bei kabellosen Geräte, wie etwa beim Eintreten be­stimmter Ereig­nisse. Hierdurch können verschieden Funktionen des Gerätes erlaubt oder einge­schränkt werden [Funktionsumfang des Gerätes]. Diese Bestimmungen sind für ver­schiedene Zwecke nutzbar, wie etwa […] zur Unterbindung der Kommunika­tion von kabellosen Geräten miteinander […], und zur Erzwingung des Warte­betriebs ["sleep-mode"] beim Betreten sensibler Bereiche.

Apparatus and methods for changing […] functional or operational aspects of a wireless device, such as upon the occurrence of a certain event. In this manner, various aspects of device functionality may be enabled or restricted (device „policies“).This policy en­force­ment capability is useful for a variety of reasons, including […] for preven­ting wireless de­vices from communicating with other wireless de­vices […], and for forcing certain electronic devices to enter „sleep mode“ when entering a sensitive area.

Die bloße Möglichkeit, mit mobilen Kommunikationsgeräten in bestimmten Umfeldern Daten zu senden wird als Bedrohungsszenario dargestellt:

»Die kabellose Übertragung sensibler Informationen […] gibt ein Beispiel für eine Bedrohung der Sicherheit dar. Sensible Information kann alles sein, von geheim zu haltenden internen Mitteilungen einer Regierung bis hin zu Fragen oder Antworten bei einer Prüfung im akademischen Umfeld«

»the wireless transmission of sensitive information […] is one example of a threat to security. This sensitive information could be anything from classified government information to questions or answers to an examination administered in an academic setting.«]

Zusammenfassend: es wird die Möglichkeit patentiert, dass tragbare, elektronische Kommunika­tions­mittel [z.B. Mobiltelefone] in sensiblen Bereichen in einen Bereitschaftsmodus versetzt wer­den können. Was sensiblen Bereiche sein können?

[…] in Dunkelkammern zum Filmentwickeln […] Biologielabors […] unter bestimmten Umständen (wie etwa beim Wachstum licht­empfindlicher Bakterien). Verdeckte Polizei- oder Regierungseinsätze könnten vollständige "Verdunkelung" erforderlich machen. Der Schlaf einer Person kann sogar durch ein hell aufleuchtendes oder blinken Display (wie beim anzeigen eines eingehenden Gesprächs) gestört werden«

[…] darkrooms used to develop film […] biological labs […] in certain instances (for example, as in the growth of light-sensitive bacteria). Covert police or govern­ment operations may require complete „blackout“ conditions. A person’s sleep can even be interrupted by a bright flashing or modulating display (such as to indicate an incoming call).

Verdeckten Polizeieinsätzen und die Sicherheit eines ruhigen Schlafs trennt hier ein Satzzeichen. Aber auch an die Flugsicherheit wird gedacht – und mögliche terroristische Aktivitäten:

»Fluglinien oder Flughäfen können mobile Kommunikationsmittel in einen "Flugzeug Modus" versetzen, […] um damit aktiv einen Einfluss derselben auf die Kommunikation des Flugzeuges oder dessen Instrumente zu verhindern, und damit die Flug­sicher­heit zu heben. In vergleichbarer Weise kann ein Flughafen bei Entdeckung einer terroristischen Bedrohung oder anderer Sicherheitslücken, zumindest einen Teil der kabellosen Kommunikation innerhalb eines Flughafengebäudes blockieren […], um dadurch möglicherweise die Kommunikation zwischen einzelnen Terror­isten oder anderen Kriminellen zu stören«

»Likewise, an airline operator or airport may cause the mobile device to enter into an „airplane“ mode […], thereby more affirmatively preventing interference with aircraft communications or instrumentation and enhancing safety. Similarly, if a terrorist threat or other security breach is detected, the airport may disable at least a portion of the wireless communications within a terminal […], thereby potentially frustrating communications between individual terrorists or other criminals«

Umsetzung

Im »Abstract« des Patents findet sich zusammengefasst Folgendes zur Umsetzung, welche später noch genauer dargelegt wird:

Eine Umsetzung beinhaltet das Ereignis das Auffinden eines digitalen Kommunika­tions­mittels im Umfeld anderer solcher Geräte. Eine andere Umsetzung beinhaltet das Ereignis die Verbindung des Kommunikationsmittels mit einem bestimmten Zugangs­punkt.

In one embodiment, the event comprises detecting that the wireless device is within range of one or more other devices. In another variant, the event comprises the wire­less device associating with a certain access point.

Zusammengefasst: entweder das einzelne Gerät ist über andere mobile Kommunikationsgeräte (z.B. Mobiltelefone) oder über einen statischen Zugangspunkt (z.B. Sendemast für Mobiltelefone) erreichbar. Das Patent beschreibt verschiedene Methoden, welche alle auf Funkübertragung basieren: WLAN, GPS, Bluetooth, WiFi Hotspot, Wireless Access Point [WAP], … weswegen es auch »kabellose Kommunikation« heißt.

Beiden Punkten ist gemeinsam, dass nicht die Person, welche das Gerät mit sich trägt darüber be­stimmt, ob diese Verhaltensweisen aktiviert werden, sonder der Zugriff von außen kommt. Vom Gedanken, mit Kauf eines Geräts dies tatsächlich zu erwerben sollte man sich vor längerer Zeit bereits verabschiedet haben.

Das Recht auf freie Meinungsbildung

Mit der Möglichkeit, über ein Mobiltelefon, ohne dem die Wenigsten noch außer Haus gehen, Bilder und Videos zu erstellen ermöglichte das gern beschriebene Aufbrechen der Berichterstattung. Jede_r kann Nachrichten erstellen und sie dem Rest der Welt zur Verfügung stellen. Die Reichweite Einzelner als Sender und Empfänger ist theoretisch nur durch den Zugang zu solchen Technologien beschränkt.

Unter dem Schlagwort Web 2.0 wird das »Mitmachweb« abgefeiert: Blogs, soziale Netzwerke, Nachrichtendienste, etc. Jede_r hat etwas zu sagen, und bläst dies ungefragt und ungefiltert ins weiße Rauschen des Internets. Gut so.

ABER:Wie viele Videos und Fotos entstanden entgegen dem Willen der darauf Abgebildeten; wie etwa bei übergriffen von Ordnungskräften auf weniger gut ausgerüstete Zivilisten? Wenn die Mög­lichkeiten zur Kommunikation per Patent beschnitten werden können, so kommt dies einer Be­schneidung des Zugangs zu alternativen Medienquellen gleich. Womit dem Recht auf freie Meinungs­bildung der Boden entzogen wird.

Angst? Mit »Sicherheit« nicht!

Ideen werden patentiert, um deren Umwandlung in Geld und den Anspruch auf dessen Ausbe­zahlung sich zu sichern. Weiters ist es gängige Politik vieler Unternehmen, Patente im großen Stil einzukaufen, auch wenn diese dann bis auf Weiteres nicht zur Anwendung kommen. Werden ähnliche Patente eingereicht, so können diese angefochten oder eingekauft werden. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Weltweit werden Prozesse um astronomische Summen geführt, wer wem welche Ideen abgeschaut haben soll. Aber worauf ich hinaus will:

Soll ich mir durch die Existenz dieses Patents die Woche ruinieren lassen – oder mir den Begriff »Sicherheit« wieder einmal bitter auf der Zunge zergehen lassen. Sicherheit ist ein abstrakter Begriff. Abstrakte Begriffe bezeichnen etwas, das nicht greifbar ist, von dem alle aber eine an­nähernd ähnliche Vorstellung haben dürften, da auf diesen Dingen Kommunikation aufbaut. Dass mit dem Argument Sicherheit!

Sicher soll nur der Tod sein. Aber selbst danach lauern noch Gefahren: dass mal jemand eine Leiche vom Friedhof klaut ist durchaus schon vorgekommen.

Gitter zum Schutz Bestatteter vor Grabräubern
[Bildquelle & Artikel]

 

gefunden über:

 


 

Schweigen, Geld & die Inquisition

Der Regensburger Bischof Müller ist neuer Vorsitzender der Inquisition.In seinem Bistum hagelte es während seiner Amtszeit Abmahnungen und Unterlassungs­erklärungen für jene, welche von und über sexuelle übergriffe auf Kinder innerhalb der katholischen Kirche berichteten.

»anti-katholische Medienlawine»

Auslöser war ein besonders drastischer Fall von Kindesmissbrauch: ein wegen sexueller Übergriffe auf Minderjährige verurteilter Pfarrer wurde später in der Jugendarbeit wieder rückfällig und sitzt der­zeit in einer psychiatrischen Anstalt [eine Zusammenfassung des Falls findet sich am Ende [↓] dieses Artikels].

Dieser und auch andere Vorfälle wurden 2010 vom Magazin Der Spiegel aufgegriffen:

Einen Angriff wie diesen konnte Bischof Müller nicht auf der katholischen Kirche sitzen lassen, und antwortete mit folgender Stellungnahme:

» … wieder einmal eine die anti-katholische Medienlawine losgetreten«

»Missbrauchte Pressefreiheit lässt sich nicht mehr unterscheiden von einer Diffamierungs-Lizenz, mit der man scheinbar legal all diejenigen Personen und Glaubens­gemeinschaften ihrer Ehre und Würde beraubt, die sich dem totalitären Herrschaftsanspruch des Neo-Atheismus und der Diktatur des Relativismus nicht fügen«
[Volltext]


[Bischof Gerhard Ludwig Müller Bildquelle]

Doch nicht nur der Artikel im Spiegel erregte scheinbar den Unmut des Bischofs: als auch andere Beschwerden wegen sexueller übergriffe in seinem Bistum einlangten wurde mit Unterlassungs­erklärungen und Abmahnungen geantwortet. Wie in diesem Fall:

Eine Haushälterin erhob Vorwürfe gegen ihren Pfarrer. Er soll mit ihrem Auto nach Tschechien auf den Straßenstrich gefahren sein und dort Buben aufge­sucht haben, außerdem soll er eine Art Ziehsohn gehabt haben, einen 16-jäigen Schüler, der bei
ihm Tag und Nacht ein- und ausging. Auch im Schlafzimmer des Pfarrers.
[Quelle]

Der Gang zum Ombudsmann des Bistums resultierte in Geldstrafe in € 1000 plus Anwaltskosten und der Aufforderung zur Unter­zeichnung einer Unter­lassungserklärung – womit schriftlich das Unterlasssen weiterer Vorwürfe strafbar gemacht werden sollte [die ganze Geschichte findet sich über diesen Link.

Blogger vs. Kirche

Der folgende Textabschnitt erschien in dieser Fassung auf regensburg-digital.de.

»…Opfer eines pädophilen Pfarrers in Riekhofen erhielten Schweige­geld. Das Bistum Regensburg hat das stets bestritten. Es habe keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Zahlung und dem vereinbarten Schweigen gegeben, behauptet das Bistum.

Dafür gab es eine Abmahnung gegen den Autor sowie die Aufforderung zur Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung, welche die Formulierung »Opfer eines pädophilen Pfarrers in Riekofen erhielten Schweigegeld« untersagen würde [Quelle].

Die Formulierung wurde abgeändert, traf jedoch nicht den Geschmack des Bistums. Über eine einstweilige Verfügung wurde sowohl die Verwendung der neuen Formulierung als auch die vorher­gehende untersagt.

Der Blogger ging gegen das Urteil erfolgreich in Berufung. Der Text findet sich nun wie folgt:

Ein Opfer des pädophilen Pfarrers von Riekofen erhielt Geldzahlungen, die nicht nur in den Augen unserer Redaktion den Beigeschmack einer Schweigegeldzahlung hat
[Quelle]

Lese nur ich in der neuen Fassung Häme heraus :)

Abmahnung für »missbrauchte Pressefreiheit«

Der Blogger Stefan Niggermeier berichtete über die untersagte Berichterstattung in diesem Blogeintrag und wurde ebenfalls abgemahnt.

Zuerst noch zur ersten Abmahnung: auf Anfrage des Bloggers antwortet der Sprecher des Erzbistums:

Grundsätzlich ist aber festzustellen, dass bei massiven ehrabschneidenden und rufschädigenden Falschbehauptungen immer in angemessener Weise reagiert werden muss.
[Quelle]

In diesem Eintrag beschreibt der Blogger, dass auch er für die Berichterstattung über die Bericht­erstattung und vor allem die Abmahnung eine Abmahnung erhielt. Nachdem er sich davon weiters nicht beeindruckt zeigte und auch die Unterlassungserklärung nicht erklärte, folgten von Seite des Bistums auch keine weiteren Schritte mehr. Die Sache dürfte sich im Sand verlaufen haben [Quelle].

Die Inquisition heute

Die Kongregation für den Glauben wurde 1542 gegründet, um die Kirche vor Irrl­ehren zu schützen. Eine Irrlehre ist alles gegen die Auffassung der Kirche Geäußerte. Alles. Von wissenschaftlichen Erkenntnissen die der Meinung vom Mutter Kirche entgegengesetzt sind über allgemeinen Zweifel an ihren Lehren bis hin zum Kirchenaustritt. Andere Auffassungen des Glaubens oder gar andere Religionen sind dann das äußerste Limit.
Zudem sollte das Gründungsdatum 1542 nicht darüber hinwegtäschen, dass die Kirche auch zuvor mit Feuer & Flamme bei der Verfolgung Andersdenkender zur Sache ging. G

»totalitäre Herrschaftsanspruch des Neo-Atheismus und der Diktatur des Relativismus«

heißt das weiter oben [] in einer Aussendung aus dem Jahr 2010 von Bischoff Müller. Der dieses Jahr (2012) als Chef der Glaubenskongregation nach Rom berufen wurde. Dessen Vorgänger Josef Ratzinger a.k.a. Papst Benedikt XVI. ist. Mehr dazu in einem späteren Blogeintrag. Die Sache ist zu groß für einen Artikel.

 

 



Schweigen ist Gold wert

1999 verging sich der Pfarrer an zwei Minderjährigen. Die Eltern der Beiden gingen nicht zur Polizei, sondern zu den Vorgesetzten des Pfarrers. Dort wurden sie zur Unterzeichnung einer Stillschweige­vereinbarung überredet:

»Im wohlverstandenen Interesse der Kinder und auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern soll Stillschweigen gewahrt werden.»

Insgesamt sollen € 6500 vom Pfarrer an die Opfer bezahlt worden sein [Quelle], durch den Verzicht auf eine Anzeige sollte der Fall aus der Welt geschaffen sein. Die Mutter der Beiden verlangte zusätzlich eine Garantie, dass der Täter nicht mehr in der Jugendarbeit eingesetzt werden würde. Als die zurückgewiesen wurde, wollte die Familie sich die Möglichkeit einer späteren Anzeige vorbehalten, welches wie folgt abgewiesen wurde:

Da der künftige seelsorgliche Einsatz von Herrn K. allein im Kompetenz­bereich des bischöflichen Ordinariates verbleiben soll, wobei bei Art und Zeitpunkt des Einsatzes die Vorfälle berücksichtigt werden, können wir es nicht akzep­tieren, dass … eine Anzeige vorbehalten bleibt
[Quelle]

Zur späteren Anzeige kam es über eine Bekannte des Familienvaters. Diese führte zu einem Gerichts­prozess, in welchem der Geistliche zu einer dreijährige Bewährungs­strafe verurteilt wurde. Kosten­ersatz für die Therpie der Kinder wurde bis 2008 weder durch den Pfarrer noch dessen Dienst­geber bereitgestellt[Quelle].

Ein Gerichts­gutachter attestierte eine »Kernpädophilie«; die Bewährungs­auflagen verboten ein in Kontakt treten des Verurteilten mit Kindern.

Der Weg zum Wiederholungstäter

Kurz nach dem Prozess wurde der Vorbestrafte in eine andere Pfarre versetzt, wo er entgegen den Bewährungsauflagen, welche sein Engagement in der Jugend­arbeit wieder auf – mit Ausflüge nach Hamburg, Rom, etc. [Quelle].

Anstatt den Kinder­schänder zu kastrieren, öffentlich zu blamieren, zu häuten oder zu verbrennen, schickte der Oberhirte ihn in Therapie und gab ihm eine zweite Chance. Hätte er ihn damals stand­rechtlich erschossen, wäre es nicht zu einem Rück­fall gekommen. Aber in einer zivilisierten – erst recht in einer christ­lichen – Gesellschaft ist die tod­sichere Methode nicht immer die beste.
[zitiert aus einem Artikel auf »kreuz.net – katholische Nachrichten«]

2007 erfuhr der Vater der ersten beiden Missbrauch­sopfer, dass der ehe­malige Täter wieder in der Jugend­arbeit beschäftigt ist und brachte den Fall ins Rollen. Als die Vor­geschichte des neuen Gemeindepfarrers bekannt geworden war, wurde eine Psychologin in die Pfarre bestellt, welche Interviews mit den Ministranten führte.

2008 wurde der Pfarrer zu drei Jahren Haft wegen schweren sexuellen Missbrauchs im Wieder­holungsfall sowie sofortiger und zeitlich offene Unter­bringung in einer psychiatrischen Anstalt aus. Da durch das Wieder­einsetzen in der Jugend­arbeit die Straftaten ermöglicht wurden, »habe sich bei der Straf­zumessung zugunsten des Angeklagten ausgewirkt»
[Quelle].

Den Eltern des damals zehnjährigem Opfers wurde von Seiten des Pfarrers ein Schmerzensgled in der Höhe von € 8000 angeboten. [Quelle]

Mein Gutachter vs. Dein Gutachter

Mit Publikwerdung des Falles ergab sich die Frage, wer Verantwortlich und wer Schuld für das Einsetzen eines Vorbestraften Pädophilen in der Jugendarbeit auf sich nehmen solle. Von Seiten der Justiz berief man sich auf das oben bereits erwähnte, negative Gutachten []. Von Seiten der Kirche berief man sich auf eine Stellungnahme eines Psycho­analytikers:

Bei diesem hatte der Pfarrer nach seiner Verurteilung eine mehrjährige Behandlung begonnen, an dessen Ende ihm keine pädophile Neigungen bescheinigt wurden [Quelle].

 


 

GLOW – Gorgeous Ladies of Wrestling

 

Als Wrestling noch mit mehr Artistik und weniger stumpfe Kraft war, Wrestler quietschbunt aus einer Parallelwelt ins Bild hopsten und und und und … stapften immer noch nur haarige Männer in Öl in der Arena herum.

1986 kamen dann auch die Damen zum Zug: Statt Aufputz am Rande der Show waren Sie die eigentliche Show. Bis Anfang der 90er Jahre wurden über 100 Folgen gedreht, danach verlief sich das ganze in einzelne Shows.

Mamma Stallone und die Wrestlerinnen

Wie immer im Wrestling gab es Die Guten und Die Bösen. Das Team Good Girls wurde von niemand anderem als Jacqueline M. Stallone, Sylvester Stallones Mamma geleitet. Diese hatte zuvor schon ein Fitnesscenter nur für Frauen eröffnete, und dürfte auch sonst eine ziemlich bewunderns­werte Badass im schönsten Sinne gewesen sein. Leider verließ sie uns diesen Sommer 2012. Auf ihrer Website gibts ein Gästebuch…

GLOW – The Film

Über Kickstarter wurde eine Dokumentation über die Show damals und ihre Wrestlerinnen heute mitfinanziert. Der Film tourt soeben durch die Festivals und hier mal dessen Trailer:

Queen Kong a.k.a. Mathilda The Hun

Die Website des Films ist zwar nett aber etwas mager, weswegen ich auch Queen Kongs Webseite empfehle. Sie trat damals as Mathilda The Hun auf:

GLOW selbst wurde zu einer Reality-TV Show wiederbelebt und hat damit auch seine eigene Website. Persönlich finde ich aber diese Seite hier interessanter. Viel Spaß beim Durchackern von diversen Videokanälen nach Clips der alten Show. Es waren über einhundert Folgen – da muss was hochgeladen worden sein!

PS: Als Bonusmaterial gibts noch ein Interview mit Jeanne Basone a.k.a. Hollywood. Hell-yeah!

 


 

Abgemahnt fürs eigene Werk

Soweit mit bekannt wird in der Filmbranche zumindest den Darstellern jeweils eine Kopie des fertigen Films überlassen. Als Bonustrack zur geleisteten Arbeit oder wie auch immer. Ein Fall aus der Pornobranche zeigt das Gegenteil. Ein Darsteller wurde nach seiner Darbietung zwar wie vertraglich vereinbart entlohnt, eine kostenfreie Kopie des Werks wurde ihm jedoch vorenthalten.

Um sich zu ersparen, für den Film, in welchem er selbst mitwirkte gegen Geld zu erstehen wurde der Weg über Filesharing und damit Tauschbörse genommen. Dies endete in einer Abmahnung; die geforderte Summe war höher als das ursprüngliche Honorar.

Eine Kontaktaufnahme der Darstellers mit dem Produzenten resultierte weder eine Rückziehung der Abmahnung noch in einer kostenlosen Kopie der DVD um den sich der ganze Zirkus dreht.

Über eine Anwaltskanzlei konnt die Summe der Abmahnung soweit gesenkt werden, dass ein Großteil des ursprünglichen Honorars übrig blieb. Die Höhe der Anwaltskosten sind mir nicht bekannt.

Fassen wir zusammen: Mitwirkung in einem Film, wofür keine kostenfreie Kopie des fertigen Werks erhältlich war resultiert in einer Klage die das Honorar für die Mitwirkung übersteigt und endet vor dem Rechtsanwalt.

Junge Junge. In der Pornobranche gibts wenig Zuckerlecken.